Stefan Kraft · Malerei, Collage

Stefan Krafts “Gepäck”

Stefan Kraft; Gepäck XXXIX, 2002; Collage, Acryl, Aquarellstift und Öl auf Leinwand, 45 x 65 cm; © Stefan Kraft / VG Bild-Kunst, Bonn; Galerie Elitzer, Saarbrücken

Stefan Kraft; Gepäck XXXIX, 2002; Collage, Acryl, Aquarellstift und Öl auf Leinwand, 45 x 65 cm; © Stefan Kraft / VG Bild-Kunst, Bonn; Galerie Elitzer, Saarbrücken

Zur Ausstellung in der Galerie Thorsten Billib, 4.12.2004–15.01.2005 – von Michaela Nolte

Ein beinahe alltäglicher Gegenstand steht im Mittelpunkt der zweiten Einzelausstellung von Stefan Kraft in der Galerie Thorsten Billib – das “Gepäck”.

Dabei lotet der 1966 in Berlin geborene Maler nicht Lust und Frust des Massentourismus aus oder die Phänomene des Transitorischen, das Gepäck wird vielmehr zur Metapher innerer Reisen, zu denen Stefan Krafts Bilder die Betrachter einladen.

Ob die Gepäckstücke die Figuren bei diesem Aufbruch in die Welt der Farben begleiten oder aber der Mensch selbst eine Begleitfunktion einnimmt, bleibt offen.

Gemeinsam ist ihnen, dass sie sich aus dem Untergrund der meist einheitlichen Farbflächen herauskristallisieren: die grazilen und schemenhaften Gestalten ebenso wie die assoziativen Formen, die nur entfernt an Taschen oder Koffer denken lassen. Bisweilen lugt ein Ärmel heraus, ein Jackett wird angedeutet oder ein Haus erkennbar. Vor allem aber birgt der Inhalt des Malers Rüstzeug: die Farbe.

Die schachtel- und paketartigen Details organisieren das Bildgefüge, eröffnen und variieren gleichsam Thema und Komposition. Die Figuren schweben im Ungefähr, im Zwischenraum von raschem Kontur und ruhigem Farbklang.

Doch obwohl sie nur skizzenhaft umrissen sind und kein Blick, keine Geste von Individualität erzählt, ist ihnen eine explizite Haltung eigen. In dieser subtilen Balance von Figuration und Abstraktion verleiht Stefan Kraft seinen Wesen ihre mal tragischen, mal komischen Eigenarten. Lässig glaubt man Hände in Hosentaschen verschwinden zu sehen, mit heiterem Erstaunen begegnen einige dem, was der Künstler ihnen als Päckchen mitgibt, andere scheinen vor Schreck erstarrt; werden von Gepäcktürmen eingekreist oder von allerlei Schachteln, die durch die Luft wirbeln, verfolgt.

Wieder andere scheinen nichts weiter mitzuführen als sich selbst.

Der Mensch als Wanderer auf einer skurrilen Reise, die keinen konkreten Ausgangspunkt und kein eindeutiges Ziel hat, tritt mit der Beharrlichkeit beckettscher Figuren auf der Stelle.